Sammlung online Landesmuseum Württemberg

Sammlung Online Jetzt stöbern und recherchieren!

Vorrömische Metallzeiten

Ergebnis|61Alle Filter aufheben

1 2 3 4

Drei Knotenringe, Stufe Latène B2

Das Fundensemble besteht aus drei bronzenen Knotenringen mit Endstollen. Alle Stücke besitzen eine dunkle, grünbraune Patina. Lediglich an wenigen Stellen, insbesondere an konvexen Partien der einzelnen Knoten, sind die Ringe metallsichtig. Zwei der Ringe weisen deutliche beidseitige laterale Schleiffacetten an einem beziehungsweise vier Knoten auf. Da diese von unversehrter Patina bedeckt sind, handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um antike Beschädigungen oder mit der Trageweise der Ringe zusammenhängende Abnutzungsspuren. Darüber hinaus tragen zwei der Ringe tiefe, die Patina durchstoßende Kerben, die möglicherweise auf die Auffindung des Ensembles bei Erdarbeiten zurückgehen. Die drei Knotenringe wurden im Jahr 1608 nicht weit vom Hohenasperg von einem Bauern beim Anlegen neuen Weinrebenlandes "beij einem todten Körper" gefunden und am 15. Oktober 1608 durch Hans Heinrich Schertlen an die Kunstkammer von Johann Jakob Guth von Sulz-Durchhausen (1543–1616) übermittelt. Sie bilden damit den ältesten, heute noch im Landesmuseum Württemberg verwahrten prähistorischen Bodenfund Württembergs. Der in dem um 1624 verfassten Inventar der Sammlung Guth von Sulz überlieferte Bericht über den Fund enthält zudem eine kurze Angabe zur Position der aufgefundenen Ringe. So seien die beiden kleineren um die beiden Arme des Toten, der größere um den Hals angelegt aufgefunden worden. Diese knappe, für die damalige Zeit seltene Beschreibung der Auffindungssituation, ist die erste Beschreibung eines frühlatènezeitlichen Grabfundes im Land – freilich ohne dass dies den damaligen Antiquaren bewusst war. Sie erlaubt uns heute über die reine Objektanalyse hinaus eine Einordnung des Fundes. So stellen Knotenringe eine der archäologischen Leitformen der entwickelten Frühlatènezeit, der Stufe Latène B dar. Sie gehören in der Zeit des 4. und 3. Jahrhunderts v. Chr. als Armschmuck regelmäßig zur Ausstattung in Mädchen- und Frauengräbern. Die mehrfach belegte Kombination mit aufwendig verzierten Scheibenhalsringen, die geradezu als Rangabzeichen eines privilegierten Kreises von Frauen gelten, zeigt, dass sie ebenso von der keltischen Oberschicht getragen wurden. Abnutzungsspuren, wie sie auch bei den Stücken aus Asperg vorkommen, belegen, dass die Knotenringe keineswegs als reine Grabbeigabe dienten, sondern dass sie vielmehr zur alltäglichen Tracht keltischer Frauen gehörten. Die Lage des Fundplatzes im „neu angelegten Weinrebenland“ unweit des Hohenaspergs könnte auf einen Bezug zum „Grafenbühl“, einem der bedeutendsten Großgrabhügel im Umfeld des Hohenaspergs hindeuten. Die erste Nennung des Ensembles findet sich bereits in dem um 1624 erstellten Inventar der Sammlung Guth von Sulz, die 1653 in die Kunstkammer aufgenommen wurde. [Thomas Hoppe]

Bronzedepotfund der späten Urnenfelderzeit

Der 1609 bei Winterlingen geborgene Bronzedepotfund aus der späten Urnenfelderzeit (9. Jahrhundert v. Chr.) zählt zu den frühesten, nahezu vollständig erhaltenen archäologischen Bodenfunden Deutschlands. Das bronzene Sichelmesser, die drei Bronzebeile und die fünf Bronzesicheln soll der damalige Balinger Obervogt Friedrich von Thergenau noch im selben Jahr an die Kunstkammer von Johann Jakob Guth von Sulz-Durchhausen (1543–1616) übermittelt haben. Außer dass die Stücke 1609 zu Winterlingen tief in der Erde gefunden worden waren, existieren zu dem Fund keine weiteren Informationen, sodass weder der genaue Fundort noch die Fundumstände oder die genaue ursprüngliche Zusammensetzung des Ensembles bekannt sind. Bei der überwiegenden Mehrzahl der süddeutschen Hortfunde handelt es sich wie im Fall des Winterlinger Ensembles um Zufallsfunde, die nicht bei regulären Ausgrabungen gemacht wurden, und bei den meisten bestehen entsprechend berechtigte Zweifel an der vollständigen Überlieferung. Insgesamt zeigt der Hort von Winterlingen mit Lappenbeilen, Sicheln und dem Sichel- oder „Rebmesser“ als Rarität eine für die späte Urnenfelderzeit sehr typische Zusammensetzung. Alle Objekte zeigen mehr oder weniger deutliche Spuren einer ehemaligen Nutzung, waren zum Zeitpunkt ihrer Niederlegung also schon einige Zeit in Gebrauch. Die hinter der Deponierung von Horten stehenden Beweggründe lassen sich aus heutiger Sicht kaum mehr fassen. Bei den meisten dürfte es sich jedoch um Verwahr- oder Versteckfunde gehandelt haben, die die einstigen Besitzer zu einem späteren Zeitpunkt wieder bergen wollten, dies aber aus unbekannten Gründen nicht mehr vermochten. Der Bronzehort von Winterlingen lässt sich in die Stufe Ha B3 und damit ins 9. vorchristliche Jahrhundert datieren. Die erste Nennung des Ensembles in einem Kunstkammerinventar findet sich bereits in dem um 1624 erstellten Inventar der Sammlung Guth von Sulz, die 1653 in die württembergische Kunstkammer aufgenommen wurde. [Thomas Hoppe]

1 2 3 4